Das Diplom habe ich vor etwa einem halben Jahr per Einschreiben erhalten. Gestern fand dann die Diplomfeier statt. Der Anlass war feierlich und hatte die uns Physikern und Mathematikern (und Statistikern und rechnergestützten Wissenschaftlern) eigene Sprödheit. Unverfänglich und passend wurde mehrmals Einstein zitiert. Als solches also unspektakulär und doch feierlich.
Mehrere Ansprachen wurden gehalten. Einige Gedanken von Renato Renners Rede blieben mir hängen. Er hat sich die Frage gestellt, warum so wenig Physiker und Mathematiker in Schlüsselpositionen sind. Er erwähnte dabei die naheliegende Tatsache, dass mit schweizweit etwa 200 Studienabgängern jährlich (grobe Schätzung meinerseits) die Zahl klein ist. Ich stimme seiner Vermutung zu, dass wer sich für dieses Studium entschliesst wohl wenig an Führung und Politik interessiert ist. Ein – zugegeben noch nicht zu Ende gesponnener – Gedanke kam mir spontan in den Sinn: Unsere Ausbildung erlaubt uns ja, recht viele Phänomene uns gedanklich zu erschliessen. Manche würden vielleicht sagen: verstehen. Das geht mir etwas zu weit. Aber schon das Erschliessen reicht meines Erachtens aus, um die Vorgänge in Wirtschaft und Politik recht schnell als hohl erscheinen zu lassen. Und das macht es unattraktiver. So gesehen investiert wohl mancher seine Schaffenskraft lieber in Dinge, die erreichbar scheinen, mehr Nutzen zeigen und auch intellektuell befriedigen können. Dass letzteres noch ganz wichtig ist, war ja meine Motivation, mit über 30 Jahren noch ein Physikstudium zu beginnen. Gelohnt hat es sich.
Das obige Bild war übrigens dem Studentenvertreter Thomas Rast sein Vorschlag, wie der etwas unspektakulär anmutende Titel „Master of Science in Physics“ der Vorstellung der Physiker anzupassen wäre.
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